Fünf Merkmale von Netzwerkstrukturen in der systemischen Führung
Brafman und Beckström fassen die Merkmale dezentraler Organisationen anhand von fünf Merkmalen zusammen. Diese Merkmale dienen jedoch lediglich als Anregungen.
Gleichberechtigte Mitglieder: In Netzwerkorganisationen sind Wissen und Macht gleichmäßig verteilt, sie werden nicht formalen Hierarchien zugeordnet. In der Wirtschaftswelt kann das beispielsweise bedeuten: Wer bei einem Projekt die beste Expertise hat, übernimmt temporär die Führung. Dabei kann es sowohl um fachliches als auch um regionsspezifisches Wissen gehen.
Starke Ideologie und Normen:Netzwerkorganisationen leben von einer starken Idee oder Ideologie. Hinzu kommen Normen, die das Rückgrat der Gruppen bilden. Als Mitglied hat man sich beim Beitritt bewusst für diese Normen entschieden und sie häufig sogar selbst mitentwickelt. Für Firmen kann das zum Beispiel bedeuten, stärker auf gemeinsam entwickelte Leitlinien und Ziele statt auf autoritäre Befehlsketten zu setzen.
Hohe Flexibilität:Netzwerkorganisationen sind extrem flexibel. Sie können sich um ihre Leitlinien und Ideologien herum immer wieder neu zusammensetzen. Durch die Freiheiten, die den Mitgliedern gewährt werden, können sie sich schnell an die Begebenheiten vor Ort anpassen. Für die Wirtschaftswelt bedeutet das: Vorgaben und Leitlinien sollten so formuliert werden, dass die Mitarbeiter Handlungsspielräume und sinnvolle Wahlmöglichkeiten haben.
Direkte Kommunikation:In Netzwerkorganisationen kommunizieren die Mitglieder in der Regel direkt miteinander. Es gibt keine Umwege über die Hierarchie, das ist durchlässiger und schneller. Um diesem Ideal näher zu kommen, können Firmen den Aufbau personaler Netze fördern. Ebenfalls interessant in diesem Zusammenhang: Firmen-Wikis, in denen Mitarbeiter über alle Hierarchieebenen hinweg Informationen über Projekte und Prozesse abrufen und ergänzen können.
Kein Vorgesetzter:Offene Systeme haben keinen Chef – zumindest nicht im traditionellen Sinne. Der Vorgesetzte wirkt laut den Netzwerkexperten Brafman und Beckström nicht als Befehlshaber, sondern als Katalysator, der in erster Linie seine Ideologie weitergibt, die Mitglieder inspiriert und ihnen als Vorbild dient. Für Firmen bedeutet das ein neues Führungsverständnis, das von den Führungskräften diese Eigenschaften und Kompetenzen fordert.
Systemisches Führen in Netzwerken
Die Netzwerkorganisation und die systemische Führung sind meiner Ansicht nach die Zukunft. In Netzwerken kommen die Prinzipien der Autonomie, der Eigenverantwortung, der Werteorientierung und der Kommunikation voll zum Tragen. Eine Netzwerkorganisation braucht meiner Ansicht nach auch zentrale Funktionsanteile und eine Führung, aber mit einer sehr flachen Hierarchie. Es existieren also nur einige wenige Zentralfunktionen und der Rest kann sich autonom entwickeln und wird verstärkt über ein ideelles Commitment und über Vertrauen geführt.