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Die Anderen führen - Die 2. Interaktionsebene in der systemischen Führung

Ziel und Zweck des Systems Unternehmen ist sein Erfolg. Und entscheidend für den Unternehmenserfolg sind die Menschen, die ihn erarbeiten. Aus diesem Grund besteht die Kunst des Führens nicht darin, das System an sich zu managen, sondern die Beziehungen darin. Erfolgreiche Organisation in der Wirtschaft stellt deshalb von vornherein die wichtigste Aufgabe in den Fokus: das gute Führen von Menschen. 

Das Besondere der systemischen Führung drückt sich vor allem in der Offenheit der Führungspersönlichkeiten für Beziehungen, Kommunikation und Wandel aus. Systemische Führungskräfte setzen Leitplanken. Aber sie lassen auch Freiräume für personen- und organisationsbezogenes Wachstum. Eine solche Arbeitsumgebung schafft Vertrauen, stärkt das Engagement, die Eigenverantwortlichkeit und somit das Mitunternehmertum. Denn so können tatsächlich „alle an einem Strang“ ziehen. Die Menschen werden durch den Vertrauensvorschuss, den die systemische Führungskraft ihnen entgegenbringt, motiviert, sich loyal für das Unternehmen einzusetzen und sich zu entwickeln. Kontakt als echtes Interesse und als intensive, offene Auseinandersetzung mit den Mitarbeitern ist der Kitt, der die Organisation zusammenhält. Das bedeutet nicht, die weiche Decke der Harmonie über alles zu breiten, bis die darunter schwelenden Konflikte das Betriebsklima vergiften und die Produktivität lähmen. Im Idealfall funktioniert es ein Stück weit so wie bei Ehepaaren, die schon lange verheiratet sind: Sie streiten sich ausgiebig, bis sie sich wieder lieben können.

Die systemische Führungskraft sieht sich zudem als Teamworker. Gemeinsam erreicht man mehr und die unterschiedlichen Stärken werden zusammen gebraucht. Sie ist dabei in der Lage einen schnellen Rollenwechsel zu vollziehen: Zum einen ist die systemische Führungskraft voll verantwortlich für die Ausrichtung des Unternehmens an der „Spitze“ einer Hierarchie. Zum Anderen ist sie Teil eines Projektteams in dem die Leitung ein junger Universitäts-Absolvent übernimmt und sie sich dabei als gleichwertiges Mitglied im Team einbringt. Damit eine gute Teamarbeit gelingen kann, muss im Unternehmen das Wissen geteilt werden und  im Team muss Vertrauen herrschen. 

Die Führungskraft von morgen gibt der emotionalen Kompetenz (dem EQ) und der Beziehungskompetenz Bedeutung in seiner täglichen Arbeit. Dazu gehört vor allem auch Liebesfähigkeit – ein Begriff, der im Kontext wirtschaftlichen Wachstums eher fremd und unpassend anmutet. Aber Beziehungskompetenz und Liebesfähigkeit sind die Grundpfeiler der menschlichen Natur. Doch auch der EQ einer Führungskraft entfaltet sich erst dann vollständig, wenn sie fähig ist, diesen auch zu nutzen. Deshalb braucht ein guter Chef zusätzlich »soziale Intelligenz“, denn er muss fähig sein, die Welt mit den Augen des Anderen sehen zu lernen. Einfühlungsvermögen, Phantasie und Toleranz sind Vorbedingung zur Menschenführung.