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„Mit (systemischen) Fragen führen“?

Beitrag von Andreas Patrzek | | Tags: #systemische Führung, #Führung, #Erfolg

„Fragetechnik“ als eine von vielen Techniken zwischenmenschlicher Kommunikation gehört mittlerweile als fester Bestandteil zu fast allen gängigen Führungsseminaren; und ebenso zwangsläufig wie irgendwann beim Thema „Sender-Empfänger“ das Stichwort „4-Ohren Modell“ fallen wird, wird mantramäßig bei der Hinführung zum Thema „Fragen“ der Satz „Wer fragt der führt“ fallen.

Eine der klassisch eingeübten Standardfragen war die „Wieso/Weshalb/Warum“ Kaskade, die möglichst schnell den Befragten auf den Punkt bringen - und die vermeintliche Wahrheit ans Licht befördern sollte.

Die Rolle der Führungskraft ließ sich hier am ehesten mit der Rolle eines (freundlichen aber hartnäckigen) Kommissars beschreiben, der mit den richtigen Fragen verborgenes Wissen aus dem Mitarbeiter herausfragt. Aber die Art zu führen ändert sich gerade grundlegend – und damit verbunden auch die Anforderungen an eine passende Frage-Technik:

Denn die zunehmende Komplexität der Arbeitsaufgaben, die permanente Beschleunigung der Prozesse und der zunehmende Druck der Märkte nach Innovationen, machen es den Führungskräften schier unmöglich, als“ Macher“ die Wahrheit aus den Mitarbeitern herauszufragen, um sie dann schnell in Handlungsschritte zu übersetzten. Und diese Veränderung lässt sich am besten mit der Metapher beschreiben: Weg vom Kommissar, hin zum „Geburtshelfer“. Dies bedeutet also Abschied zu nehmen von der Macher- und Kontroller- Rolle, und sich hin zu bewegen auf eine (permanent Feedback einholende und gebende) Moderatoren- und Ermöglichungs- Rolle.

Und die Art zu Fragen folgt dem nicht nur – sie gibt vielmehr den Trend vor: Denn „systemisches Fragen“ ist DAS zentrale Werkzeug eines modernenn systemischen Verständnisses von Kommunikation, Interaktion und Führung. Systemisch bedeutet dabei – kurz gefasst – eine Einbeziehung der komplexen Wechselwirkung der beteiligten Menschen und Prozesse sowie die Berücksichtigung vielfältiger subjektiver Wahrnehmungs und Bewertungsprozesse.

Und in diesem Sinne stellt modernes „Systemisches Fragen“ mehr als eine gezielte Erweiterung der klassischen Fragetechnik dar. Provokant gesprochen stellt sie das Klassische Verständnis von Fragen – und die Rollen der Beteiligten – also des Fragenden und des Befragten - in diesem Prozess –  vom Kopf auf die Beine. Die Frage: „Welche Ihrer Grundannahmen über Führung würde infrage gestellt werden, wenn Sie Ihrem Team mehr Freiheit geben“ eröffnet völlig neue Denk-Räume als die Frage “Warum geben Sie Ihrem Team nicht mehr Freiraum“. Systemische Fragen hinterfragen vielfach persönliche Grund-Annahmen über „Wenn-Dann“ Zusammenhänge und eröffnen damit neue Sichtweisen auf die Dinge.

Führung mit (systemischen) Fragen bedeutet somit im Kern, dass sich erfolgreiche Fach- und Führungskräfte von der Vorstellung verabschieden, alles selbst wissen zu können und alles punktgenau selbst zu entscheiden; es bedeutet, dass sie die Fähigkeit erwerben, im richtigen Moment die richtigen Fragen zu stellen und zuzuhören, um damit in Gesprächspartnern gezielt Reflexionsprozesse auszulösen, aufgrund derer dieser anstehende Probleme selbst lösen kann.

Unsere Erfahrungen in den Seminaren mit Führungskräften, die diese Fähigkeit zum systemischen Fragen erwerben zeigt nun, dass die Wirkung eine Doppelte ist:
Einerseits ermöglichen diese Lernerfahrungen den Führungskräften ein effektiveres Führungsverhalten, indem Sie die Potentiale Ihrer Mitarbeiter gezielter nutzen, und sich selbst entlasten. Andererseits bemerkt man auch eine Art von Rückkoppelungs-Effekten, d.h. die Lernerfahrungen wirken es auch auf sie zurück! d.h. sie erwerben nicht nur eine Frage-Technik – sondern vielmehr eine neue Frage-Kompetenz, die Teil Ihrer Persönlichkeit wird und Ihnen neue Sichtweisen eröffnet.